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Prolog

Europa 1859 – die zweite Jahrhunderthälfte nach der Restauration und Revolution

Hallo, mein Name ist Henry und ich bin zum Zeitpunkt der Geschichte 31 Jahre alt. Ich komme aus der Schweiz, genauer gesagt aus Genf. In der Schweiz werden vier Sprachen gesprochen: Deutsch, Italienisch, Französisch und Bündnerromanisch.

Genf liegt im französischen Sprachraum der Schweiz, deswegen wird mein Name auch - aus eurer Sicht etwas komisch ausgesprochen, nämlich „Ouri“.

Ich bin ein Geschäftsmann, und das hier ist meine Geschichte. Oder besser: die Geschichte, wie aus einer Verkettung von Ereignissen das Rote Kreuz entstand. Wenn ich das Rote Kreuz heute sehen könnte, dann würde ich zwar an der einen oder anderen Stelle Dinge sehen, die mir nicht so gut gefallen - trotzdem wäre ich aber mehr als stolz auf die Entwicklung. Die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung hat sich zu einem weltumspannenden Netzwerk der Menschlichkeit entwickelt. Darauf - und damit auch auf euch - kann man sehr stolz sein. Ich bin sehr glücklich, dass ihr Teil dieser atemberaubenden Geschichte – ein Teil des Roten Kreuzes seid.

Aber nun lasst die Geschichte lebendig werden. Begebt euch mit mir ins Europa im Jahr 1859 in die zweite Jahrhunderthälfte nach der Restauration und Revolution.

In den letzten Jahrzehnten begann der Wandel in Europa auf vielfältige Weise. Durch die französische Revolution (1789 bis 1799) entstanden erste politische Weichen von Ständestaaten (Monarchen regieren) hin zu den demokratischen Nationalstaaten (Volksvertreter regieren), in etwa so, wie wir Politik heute kennen. Den herrschenden Monarchen war diese Veränderung gar nicht recht und sie versuchten mit aller Macht ihre Herrschaft wieder zu erlangen. Erste Verfassungen wurden geschrieben, was in vielen europäischen Staaten in der Revolution von 1848/1849 mündete. Der Wunsch der Bevölkerung nach politischer Mitbestimmung und persönlichen Freiheiten trieben die Revolutionen an.

Von Eugène Delacroix - https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38989

Das Zeitalter der Industrialisierung sorgte durch bahnbrechende Erfindungen wie der Eisenbahn, der Telegrafie und dem Dampfschiff für große Veränderungen. Nachrichten konnten nun vergleichsweise schnell übermittelt werden und auch Reisen wurde immer bequemer und schneller. Die Entwicklung brachte aber nicht nur Gutes mit sich. Die soziale Ungleichbehandlung in der Bevölkerung beispielsweise wuchs.

Viele neue wissenschaftliche Erkenntnisse, unter anderem in der Medizin (Erkennung von Leukämie, Thrombosen, Zusammenhänge zwischen Hygiene und Infektionskrankheiten) brachten praktische Verbesserungen für viele Menschen.

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Adolph_Menzel_-Eisenwalzwerk-_Google_Art_Project.jpg

Erste Kolonien wurden in Afrika gegründet, das British Empire war die dominierende Macht, jedoch auch Frankreich, die Niederlande und das deutsche Reich (ab 1871) spielten bei der Kolonisation eine gewichtige Rolle.

Die Epoche war geprägt von Kriegen der Großmächte Frankreich, Österreich, England, Preußen und Russland.

1859 trafen die Armeen des Kaisers Napoleon (Frankreich) auf die Habsburgischen (Österreich) Truppen im zweiten Sardinischen Krieg in Norditalien aufeinander. Der anschließende Frieden von Zürich legte den Grundstein zur Entstehung des Königreichs Italien (1870).

Inmitten dieser turbulenten Zeit lebte ich, als wohlhabender Geschäftsmann in Genf in der Schweiz und bemühte mich um das weitere Wachstum meiner Geschäfte in der französischen Kolonie Algerien (Nordafrika). Angetrieben von der Hoffnung auf große Gewinne setzt ich alles daran, eine Erlaubnis zum Betrieb meiner Mühlengesellschaft von den dortigen Kolonialbehörden zu erhalten.

Weitere, detaillierte Informationen zu dieser Epoche gibt’s hier.

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